Ab in die Wildnis: Unser herbstliches Baikal-Abenteuer

Ab in die Wildnis: Unser herbstliches Baikal-Abenteuer

Die kurze Fassung:

Ein großartiger und aufregender Trip, vielen Dank an Anton, unseren Guide!

 

Die längere Fassung:

Nach dem Kulturschock in Novosibirsk hatten wir eine Tour an den Baikalsees gebucht, um zur Abwechslung mal wieder zurück zur Natur zu kommen. Nach der bislang längsten Zugfahrt – 31 Stunden von Novosibirsk nach Irkutsk, von sechs Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags am folgenden Tag – genau das, was wir brauchten.

 

Tag 1

Als wir in Irkutsk ankamen regnete es. Und es war eiskalt. Am nächsten Morgen, als die Tour beginnen sollte, war es leider nicht besser. Immer noch Regen und kalt, als Anton, unser Guide, uns gegen zehn Uhr morgens aus unserem Hotel abholte.

Anton sprach super Englisch, was die Kommunikation eine ganze Ecke einfacher machte als was wir von den letzten Tagen gewohnt waren. Nach einigen Schwierigkeiten sprang der 30 Jahre alte Toyota Land Cruiser an und fuhr uns nach Bolschoje Golostnoje, ans Ufer des großen Sees. Dort sollten wir auf einen Fischer treffen, der uns zu unserem Ziel, einer kleinen Hütte im Wald, bzw. am See, bringen sollte.

Dieser Teil unseres Ausflugs war schon recht abenteuerlich, die Straße verwandelte sich bald in eine Schottenpiste, bevor sie schließlich komplett verschwand und wir durch den Wald fuhren, auf und ab schaukelten wir zwischen den Bäumen hindurch. Die letzten Meter vor dem Ufer mussten wir ein mehr oder weniger privates Gelände überqueren, normalerweise ließ Anton seinen Toyota hier stehen. Heute allerdings schien der Grundbesitzer einen schlechten Tag zu haben, der Toyota durfte dort nicht bleiben. Also musste Anton ein Stück weiter fahren, durch den See, da ein Boot im Weg stand, in den Wald um die Ecke.

Wir kamen also dort an, von wo es mit Boot weitergehen sollte; noch kein Boot in Sicht. Kein Problem, so blieb genug Zeit für Mittagessen. Unser privater Koch (Anton) machte ein Feuer in der Feuerstelle, die dort praktischerweise war und holte Wasser aus dem Baikalsee, der übrigens das größte Trinkwasserreservoir der Welt ist. Und kochte Wasser für Kaffee und Tee und eine herzhafte Suppe. Vor der Küste fuhr ein Boot, das wir für ein Polizeiboot hielten, auf und ab. Dazu später mehr. Noch immer nichts von unserem Boot zu sehen. Hier waren wir inzwischen völlig abgeschnitten von der Welt, keinerlei Empfang unserer modernen Kommunikationsmittel. Um es positiv zu sehen, wir hatten schönes Licht für Fotos.

Plötzlich ein Boot – leider nicht unseres. Ein paar Fischer mit wichtigen Infos. Das Polizeiboot ist ein Rettungsboot mit Tauchern auf der Suche nach den sterblichen Überresten zweier Fischer, die vor einigen Tagen verunglückt waren. Im selben Wasser, das uns Kaffee und Suppe bereitete. Seltsamer Gedanke, aber die Fischer hatten das schlimmere Schicksal.

Langsam wird es etwas kalt, ein weiteres Boot mit Fischern bringt weitere Neuigkeiten: unserer Fischer hatte einen guten Fang gemacht, 150 Kilo, die erstmal verkauft werden mussten, bevor er uns abholen konnte. Kein Problem, warten wir noch ein bisschen. Nicht mehr lange, und wir wurden abgeholt. Der Ofen in unserer Hütte war bereits an und so war es warm und gemütlich als wir sie bezogen. Nachdem wir uns eingerichtet hatten kochte Anton uns Abendessen auf dem Lagerfeuer, Nudeln mit Würstchen. Wir saßen noch eine Weile zusammen in der Hütte bis es Zeit wurde ins Bett zu gehen.

day1 - 1

 

Die Nacht der lebenden Toten

Es war ungefähr ein Uhr morgens, als Anja anfing seltsame Geräusche zu hören. Bären? Wölfe? Monster? Immerhin war Vollmond, ein blutroter Mond sogar. Mutig wie ich bin machte ich mich auf die Jagd. Allerdings erfolglos, also zurück ins Bett. Da hörten wir es wieder. Und dieses Mal klang es noch viel näher, anscheinend von drinnen, in der Hütte! Da es keinen Strom gab schnappte ich mir die Taschenlampe, ließ sie aber aus und bereitete mich vor, es zu überwältigen. Als ich wieder was hörte, schaltete ich die Lampe an und sah, wie von licht erschrocken die Maus hinter den Ofen verschwand. Rätsel gelöst, ab ins Bett.

 

Tag 2

Nach einer wohlverdienten Nachtruhe bereitete unser Privatkoch Frühstück vor. Frisches Brot, das wir auf dem Weg eingekauft hatten, eine Auswahl an Käse, Wurst, Früchte, Porridge, Tee und Kaffee.

Zeit für eine Wanderung entlang der Küste und durch Wald, auf einen Berg hinaus zu einer Grotte, von wo wir eine großartige Aussicht auf den Baikalsee und die Umgebung hatten. Auf dem Rückweg erklärte uns Anton, dass Birkenrinde ausgezeichnet zum Feuer machen geeignet ist, leicht entzündlich und lange brennend durch die Öle in der Rinde. Es gab hier im Wald reichlich davon und muss nichtmal besonders trocken sein.

Anton ging zurück zur Hütte um das Mittagessen vorzubereiten, während wir weiter durch den Wald spazierten, etwas später kehrten wir ins Lager zurück, wo wir eine Fischsuppe aus frischem endemischen Fisch namens Omul genossen. Sehr lecker.

Für unsere nächste Wanderung gings erstmal wieder aufs Boot. Nach einer ca. 20minütigen Fahrt kamen wir zu einer Bucht, von wo aus wir ein ziemlich steiler (für uns jedenfalls) Kliff hinauf kletterten, um zu einem schönen Aussicht-Punkt zu gelangen. Ein bisschen schwierig, aber wir schafften es ganz gut. Zeit, noch mehr Bilder zu machen und die Aussicht zu genießen.
Wieder nach unten zu kommen war noch schwieriger und nicht ganz ungefährlich, aber auch das schafften wir ohne Unfall.

Auf dem Rückweg kamen wir an wandernden Bäumen (Ents?) vorbei und einem geschlossenen Urlaubsresort (außerhalb der Saison). Wir hatten ziemlich Glück mit dem Wetter, Sonnenschein den ganzen Tag und es war ziemlich warm (für sibirische Verhältnisse sowieso).

Zurück zum Boot für eine weitere Fahrt über den Baikalsee. Zurück im Camp wartete schon eine russische Sauna, die Banja, auf uns. Der perfekte Ort zum Entspannen und Schwitzen. Zum Abkühlen ein Sprung in den Baikalsee, brrrr eiskalt, schnell zurück in die Sauna.

Unser Abendessen heute Abend war ein fleischiger Reis-Eintopf. Die Zeit vergeht wirklich schnell, zu schnell eigentlich. Wir verbrachten den Rest des Abends mit Anton und plauderten über alle möglichen Dinge, Anton hat einige Geschichten zu erzählen.
Nun aber ab ins zum Bett, schon spät.

P.S. Wir haben der Maus etwas zu essen neben den Ofen gelegt, so dass sie nicht um ganze Nacht rum randalieren muss. Hat ziemlich gut funktioniert. Keine Monster…

Day2 - 1

 

Tag 3

Das Wetter ist schlechter geworden, ziemlich kalt und windig. Sogar Schnee. Glücklicherweise war nichts für heute geplant, wir reisten ab.

Nach dem Frühstück haben wir unsere Sachen gepackt und zogen unsere Schwimmwesten, die wir übrigens auf dem Boot immer trugen, an. Der Baikalsee kann ziemlich gefährlich sein. Letzte Fahrt zurück zum Parkplatz des Land Cruisers, der wieder etwas rumzickte beim Starten. Anton und der Fischer hatten das Problem aber bald gelöst (tauschten die Batterie, zum Glück hatten wir eine im Fischerboot in Reserve dabei) und wir machten uns auf den Weg. Zurück durch den See und über das “mehr oder weniger private Grundstück “ welches ich bereits eingangs erwähnt hatte. Der Besitzer hielt es für eine gute Idee, von Anton für das Abstellen des Toyotas eine Parkgebühr zu verlangen. Man stelle sich das vor, wir standen nichtmal auf “seinem” Grundstück, wollte er ja nicht. Er hatte aber das Tor verschlossen, so dass wir den Weg durch den Wald nicht erreichen konnten. Anton hat ihn sich zur Brust genommen und ihn darauf hingewiesen, dass der Toyota keine Schwierigkeiten hätte, direkt durch seinen Zaun zu fahren. Nach einigem hin und her hat der Typ dan eingesehen, dass es besser wäre, uns passieren zu lassen.

Also ab durch den Wald für eine weitere halsbrecherische Offroad-Erfahrung. Muss schon sagen, Offroad macht echt Spaß. Würde mich mal reizen, es selber zu probieren.

Unterwegs hielten wir noch an einem netten Lokal in Bolschoe Golostnoje, wo wir zu Mittag aßen bevor es zu unserem nächsten Ziel Listvyanka ging.

Anton war ein toller Guide, hat viel Spaß mit ihm gemacht, wir erfuhren wir viel über das Leben an so einem abgelegenen Ort, lernten einige Überlebensstrategien in der Wildnis, und über das Leben in Russland im Allgemeinen. Wir können seine Baikal-Abenteuer-Tour nur empfehlen. Er bietet übrigens auch andere Ausflüge an.

day3 - 1

 

Einige zusätzliche Infos:

Der freundliche und süße Hund in den Bildern gehört wahrscheinlich zu dem Kerl der den ganzen Ärger verursachte, armer Hund.

Die dunklen Flecken im Wald sind wo Waldbrände die Bäume zerstört haben.

Baikal Adventures

Lake Baikal

Sorry für den langen Text – und dabei erzähle ich Anja immer, nicht soviel zu schreiben… ;)

Hier zur Entschädigung viele Bilder:

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