Bilderbuch-China in Guangxi: Mit dem Rad rund um Yangshuo

Bilderbuch-China in Guangxi: Mit dem Rad rund um Yangshuo

 

Yangshuo im Überblick

Gefühlt wie: Palma de Mallorca im Zentrum. Das Paradies außerhalb.

Was man so machen kann: Rad fahren, klettern, wandern, Bootstouren and sich auf einem Bambusfloß über den Fluss gondeln lassen. Allerdings ist gutes Wetter Voraussetzung für die meisten Dinge.

Übernachten: Wir sind auf ein echtes “Fawlty Towers Hotel” gestolpert. Wenn wir das vorher gewusst hätten, wären wir dort mindestens eine Nacht geblieben. Naja, vielleicht auch nur eine Nacht.

Essen: Auf der West Street, dem Epizentrum für Essen und Ausgehen. Oder auf Chinas beste gegrillte Gans ins Chun Ji.

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Yangshuo, genauer genommen die Landschaft rundum Yangshuo, ist genau das Bilderbuch-China, das wir uns vorgestellt hatten. Bildschöne Karstlandschaft, Zuckerhut-förmige Hügel und Berge, um die kobaltblaue Flüsse mäandern. Als Bonus hatten wir einen ganzen Tag Sonnenschein (von knapp einer Woche, die wir dort verbrachten, muss man vielleicht dazu sagen…), das hatten wir seit unserer Ankunft in China noch nicht einmal!

Die Wettervorhersage versprach uns also diesen einen Tag, und den wollten wir entsprechend nutzten. Als es soweit war, schwangen wir uns auf unsere gemieteten Fahrräder und fuhren los. Wir hatten China bisher immer für DAS Fahrradland schlechthin gehalten. Tatsächlich scheinen Elektroroller die meisten Räder ersetzt zu haben. Und diese dürfen offensichtlich überall fahren – auf Straßen, Bürgersteigen, und grundsätzlich in jede Richtung. Ich fand es schon anstrengend als Fußgänger, Radfahren habe ich immer für selbstmörderisch gehalten. Überraschenderweise war es dann gar nicht so schlimm. Einfach fahren, nicht darüber nachdenken, bloß nicht plötzlich anhalten und alles ist gut. In Deutschland würde man nicht 50 Meter auf der falschen Straßenseite fahren können, ohne mindestens angemault zu werden, hier interessiert es niemanden, was Du machst, solange Du rechtzeitig aus dem Weg bist, wenn ein “Stärkerer” vorbei will.

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Mit nur 300.000 Einwohnern ist Yangshuo quasi ein Dorf. Wir brauchten also nicht lange, um aus dem Zentrum heraus zu kommen und auf eine breite Landstraße zu gelangen. Wir radelten entlang spektakulärer Landschaft, alle 50 Meter hielten wir an, um Fotos zu schießen. Zum Mittagessen hielten wir an einem Restaurant an der Straße. Da ich nicht sonderlich hungrig war, wählte ich eine Chinesische Tomaten- und Eiersuppe, für umgerechnet vier Euro. Ich bekam eine ganze Terrine, von der eine vierköpfige Familie satt werden könnte. Oh China, was soll denn das, sehe ich wirklich so hungrig aus, dass Du mich mästen musst?

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Bevor das Suppenkoma einsetzte machten wir uns wieder auf den Weg. Die Fahrt entlang der Landstraße war zwar außergewöhnlich schön und recht einfach, uns war aber nach mehr Abenteuer, also bogen wir bei nächster Gelegenheit rechts in eine kleine Straße ab. Wir durchquerten ein idyllisches Dorf und fuhren an pittoresken Hügeln vorbei und überquerten einen weiteren Fluss – keine Ahnung, welcher. Wir fanden uns bald auf einer schmalen Schottenpiste wieder und waren froh, dass wir uns für die Mountainbikes entschieden hatten. Den einen oder anderen Anstieg mussten wir auch bewältigen, was Dank 27 Gänge machbar war.

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Da wir auf dem Hinweg den Yulong Fluss überquert hatten, war uns klar, dass wir irgendwie wieder auf die andere Seite mussten, um zurück zu fahren. Als wir schließlich das Flussufer erreichten, schlug das GPS in Henrys Handy uns zwei Wege vor, von denen uns einer aber irgendwie nicht richtig vor kam. Wir hatten uns gerade für den anderen entschieden, da erschien ein älterer Mann von seiner Veranda und versuchte uns etwas auf Chinesisch zu erklären. Wir verstanden nur “Bamboo”, das einzige Wort, das er auf Englisch kannte, und dachten, er wollte uns eine Flossfahrt verkaufen. Wir bedankten uns und lehnten freundlich ab, schließlich wollten wir Rad fahren und machten uns auf den Weg.

Wir fanden bald heraus, was er uns sagen wollte. Der Pfad wurde schmaler und schmaler, außerdem matschig und verschwand bald komplett in einem unter Wasser gesetzten Reisfeld. Neben uns döste ein Wasserbüffel, als ich fast vom Rad fiel und meine roten Wildlederschuhe in Wasser und Matsch ruinierte, die ich in Erwartung einer einfachen Radtour morgens angezogen hatte. Wir schoben unsere Räder vorsichtig zurück. Der alte Mann schien auf uns zu warten, führte uns ans Ufer, wo sein Floss lag und brachte uns trocken ans andere Ufer, von wo wir leicht zurück fanden.

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Yangshuos Schönheit ist nicht gerade ein Geheimnis. Ich denke, es war der touristischste Ort, den wir besucht haben. Außer vielleicht Key West. Das Zentrum des Ortes ist eine Fußgängerzone, an der sich westliche Restaurants, Kneipen, Souveniershops, kleine Boutiquen, Bars und Clubs aneinanderreihen. Es gibt sogar Deutsche Currywurst. In den Abendstunden wird es dort recht voll, aber es ist definitiv ein Erlebnis, dort zu spazieren. Außerdem ist es einfach entspannend und nett, nach zwei Wochen eine Bestellung in Englisch geben zu können. Fast wie ein kleiner Urlaub.

Tagsüber gibt es einige Hügel zu erkunden. Ein Gipfel im Yangshuo Park lässt sich leicht erklimmen, aber die Aussicht ist – nun ja, Yangshuo an sich ist keine sonderlich schöne Stadt, wie man an den Bildern sehen kann. Es gibt einen weiteren leicht zu erkletternden Hügel, dessen Aussicht vermutlich um Einiges mehr hergibt, den Green Lotus Peak direkt am Ufer des Li Flusses. Leider war der Zugang gesperrt, da es wegen des Regens offensichtlich zu rutschig war. Ernsthaft, China? Schau Dir mal Deinen Straßenverkehr an, DAS nenne ich gefährlich. Naja, die Sicht war auch von den unteren, zugänglichen Aussichtsplattformen die 30 Yuan Eintritt in den Park wert.

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Ein netter Tagesausflug von Yangshuo ist das noch kleinere Dorf Xingping. Es ist hauptsächlich bekannt für die Landschaft, die man auf den 20 Yuan-Noten sieht. Wir waren nicht sonderlich beeindruckt, was wir auf unserer Radtour gesehen hatten, konnte locker mithalten. Allerdings war das Wetter auch nicht mehr so gut, es war diesig und nieselte etwas.

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Aber auch das Dorf selbst ist einen Besuch wert, es ist so wunderbar entspannt und ruhig dort, eine willkommene Abwechslung von den irren Massen, in denen wir uns in China oft wiederfanden. Es ist dennoch touristisch genug, Cafes mit Englischer Karte und nette kleine Läden gibt es dort genauso wie in Yangshuo, nur alles eine Nummer kleiner. Noch, zumindest, ich kann mir vorstellen, dass es in ein paar Jahren wie Yangshuo heute ist.

 

Hier noch ein paar Bilder, sorgfältig ausgewählt, um neidisch zu machen:

 

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