Das graue Herz Sibiriens: Novosibirsk

Das graue Herz Sibiriens: Novosibirsk

 

Wir waren schon vorgewarnt, bevor wir den Zug verließen. Die russische Anwältin, die uns die letzte Hälfte unserer 22stündigen Reise von Jekaterinburg begleitete, sagte: “Novosibirsk ist hässlich. Eine typische alte Sowjet-Stadt, keine schöne Architektur, nur graue Blocks.”

Sie hatte Recht, natürlich. Novosibirsk ist deprimierend, grau, alt, aber nicht auf eine schöne romantische Art und Weise, sondern schmuddelig und verbraucht. Passenderweise verabschiedete sich auch der schöne Spätsommer endgültig, nichts mehr mit 15 Grad, eher fünf bis sieben, gefühlt wie minus fünf, da ein ständiger schneidender Wind wehte und es hin und wieder nieselte. Wir trotteten durch das Stadtzentrum, besuchten ein Bahnmuseum, deren Angestellte sichtbar überrascht von uns waren. Offensichtlich verirren sich nicht viele Besucher hierher, und erst recht keine westlichen Touristen.

Wir machten noch ein Selfie mit Lenin, besuchten eine weitere byzantinische Kirche, die Alexander Nevsky Kathedrale und sahen weitere teilweise verrückte Monumente. Wie das Monument für die Verkehrsampel. Dann stolperten wir über eine Kirmes, die uns den Rest gab. Versteckt in einem Park, fast vollständig menschenleer, die meisten Fahrgeschäfte waren geschlossen und sahen aus, als wären sie auch seit Jahren nicht in Betrieb gewesen. Das Riesenrad aber lief. Für 100 Rubel pro Person, knapp 1,30 Euro, besorgten wir uns zwei Karten und stiegen ein. Es war verrostet und sah nicht so aus, als hätte es irgendwo in Europa Aussicht auf eine Betriebsgenehmigung. Aber was solls, YOLO! Es begann leicht zu nieseln, als wir uns auf die Kissen setzten, die wir von der Kassiererin mitbekommen hatten, und der Wind wehte eisig wie gewohnt. Es bewegte sich langsam, aber blieb weder stecken noch fiel es um, also genossen wir unsere einsame Fahrt, wir hatten das Rad (die komplette Kirmes eigentlich) für uns. Die Atmosphäre war so deprimierend, dass wir uns danach auf den Weg zurück ins Hotel machten, packen für unsere morgige Fahrt zum Baikal-See, Gott sei DANK. Wir brauchen definitiv etwas, was uns wieder aufmuntert, und die großartige Natur wird genau die richtige Abwechslung zum grauen Stadtleben sein.

Um nicht ganz so negativ abzuschließen, wir haben ziemlich gut gegessen, und haben auch Menschen freundliche und fröhliche Menschen getroffen. Solltet Ihr jemals in Novosibirsk landen, empfehlen wir Euch das “Beerman & Grill” wärmstens, es liegt direkt gegenüber dem Bahnhof und bietet leckeres Essen und nette Leute.

 

Einige Bilder:

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