Ein Lied von Regen und Hügeln: von Dent nach Appleby-in-Westmorland

Ein Lied von Regen und Hügeln: von Dent nach Appleby-in-Westmorland

 

Aus dem malerischen Dent liefen wir weiter in das nächste bildhübsche Städtchen: Sedbergh, Cumbria. Sedbergh ist Englands offizielle Bücherstadt, der Ort ist voll von antiquarischen und unabhängigen Buchhändlern. Auch unsere BnB-Gastwirtin, eine ältere Dame mit dem Namen Sue, hat bis vor einiger Zeit ein Antiquariat betrieben und „schrullige Dinge an schrullig Leute“ verkauft – die sie nun schon etwas vermisste. Aber letztlich hatte es sich nicht mehr gelohnt und sie vermietet nun den Teil des Gebäudes, der früher mal ihr Lädchen war.

Der Weg nach Sedbergh war nicht beeindruckend, und ziemlich kurz. Nicht einmal 10 Kilometer liefen wir an diesem Tag. Aber wir wollten ja nicht den Fehler wiederholen, der uns Offa’s Dyke letztlich madig machte – diesmal wollten wir es langsam angehen. Außerdem mussten wir uns ausruhen, damit wir für den nächsten Tag fit sein würden: die Überquerung der Howgill Fells.
 
The Route:

 
Some pics:

 

Die Howgill Fells, ja, das war wieder eine Wanderung nach meinem Geschmack, die es mit den Black Mountains aufnehmen konnte. Lebten dort noch wilde Ponies, es wäre mein Favorit unter all den Wanderungen geworden, die wir bis jetzt in Großbritannien unternommen haben. Grüne, sanfte Hügel, wenig Vegetation, eigentlich nur Gras, nichts, was von der grandiosen Aussicht ablenken könnte. Kurz bevor wir das „Kalb“, den höchsten Punkt der Fells, erreichten, verschluckte uns kurzzeitig eine Wolke. Eine Regenwolke, denn es begann zu regnen. Aber nur zehn Minuten oder so, danach klärte der Himmel wieder auf und obwohl er wolkenbehangen blieb bis wir die Fells hinter uns ließen.

Nachdem wir das „Kalb“ überquert hatten, mussten wir irgenwo falsch abgebogen sein. Denn anstatt über den Kamm, wie der Dales High Way es vorsah, liefen wir entlang eines kleinen Stromes zwischen zwei Bergkämmen entlang. Dies tat der Schönheit des Pfades aber keinen Abbruch. Nur der letzte Teil, kurz bevor wir die Fells hinter uns ließen, war leider recht matschig. Unser Ziel an diesem Tag war Newbiggin-on-Lune, ein Dörfchen, das so klein ist, dass es nicht einmal einen Pub gibt. Wir hatten morgens ein Zimmer in einem Bed&Breakfast dort reserviert. Unsere Gastgeberin fuhr uns freundlicherweise ins naheliegende Ravenstonedale, wo wir uns in einem leicht gehobenen Pub (wir kamen uns leicht fehl am Platze vor, mit unserer Wandererkluft an den schick gedecktem Tisch mit Kerze und Stoffservietten…) mit einem zweigängigen Dinner belohnten.

The Route:

 
Some pics:

 

Die letzte Strecke des Dales High Way führte uns von Newbiggin nach Appleby. Leider war uns das Wetter auf dieser letzten Strecke übel gesonnen. Es regnete den kompletten Weg. Mehr oder weniger. Erst als wir das Ortsschild von Appleby passierten, hörte es auf und wurde plötzlich sonnig – schönen Dank auch! Wir lernten, dass auch wasserdichte Regenjacken und als wasserdicht deklarierte Wanderschuhe irgendwann vor dem Dauerregen kapitulieren. Wir lernten auch, dass komplett durchnässte Socken einen wetsuit-ähnlichen Effekt haben: das Wasser in den Socken wird zu einer isolierenden Schicht – die Füße bleiben warm! Allerdings sahen sie nach der Wanderung aus, wie sie nach 5 Stunden in der Badewanne aussehen würden – weich und schrumpelig.

Die erste Hälfte der nassen Wanderung hielten wir nur deshalb durch, weil wir uns auf Great Asby und den dortigen Pub, den „Three Greyhounds“ freuten, der eine warme Pause verprach. Dort angekommen standen wir leider vor verschlossenen Türen – nur fürs Abendgeschäft geöffnet. Großartig. Eine Passantin fragten wir nach Alternativen, Cafés, Tea Houses, Restaurants, irgendwas in diesem Ort? Nein, nichts, sorry. Ein Bus vielleicht, der uns hier wegbringt, vorzugsweise nach Appleby? „Ja, da fährt einer, Freitags.“ Hieße drei Tage warten. Großartig. Wir fanden Unterschlupf in der Kirche von Great Asby, die auch bei schönem Wetter einen Besuch wert ist. Wir wrangen unsere Socken aus und harrten eine halbe Stunde aus, in der Hoffnung auf besseres Wetter. Die nicht wirklich erfüllt wurde, es blieb bei Regen. Aber er wurde leichter und als es fast nur noch Sprühregen war, sumpften wir weiter, mit unseren nassen Schuhen… Der Regen blieb meistens leicht, zwischendurch nur kurzzeitig etwas heftiger, aber dafür gab es auch hin und wieder ein paar Minuten Regenpause. Wir wurden nicht mehr ganz so durchnässt, wie am Morgen (was aber nicht so viel ausmacht, wenn man schon mal vollständig durchnässt wurde) und ironischerweise fing es in dem Moment an, aufzuklaren, als wir Appleby erreichten.

Das war unsere (vorerst) letzte Wanderung in England – weiter geht’s in Schottland. Allerdings waren wir auf dem Weg so schnell wie sonst noch nie…

Part 1 – Newbiggin to Great Asby:

 
Part 2 – Great Asby to Appleby:

 
We shot only very few pics on the way, not really in the mood for that…

 

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