Seoul – Auf Wiedersehen Korea

Seoul – Auf Wiedersehen Korea

 

Unser Besuch in Seoul war der perfekte Abschluss unserer Reise durch Korea. Die Stadt ist ein Schmelztiegel, in der Du alle unterschiedlichen Gesichter Koreas zu sehen bekommst: die Geschichte und Tradition, die wunderschöne Natur, hochentwickelte Technik und moderne Urbanität.
Historische Stätten und Tempel stehen inmitten zwischen moderner Architektur, Shopping-Centern und Wolkenkratzern, in der neueste Technologien zum Einsatz kommen. Wenn die Sinne von völliger Überlastung bedroht sind, kann man sich zum Wandern in die umliegenden Berge zurückziehen, zum Beispiel an der alten Stadtmauer Seouls (hier sei ein Besuch unter der Woche empfohlen, an Wochenenden kann es auch hier recht voll werden…). Die einzige Attraktion, die in Seoul fehlt, Busan aber zu bieten hat, sind Strände. Aber wer will schon im Sand rumliegen, wenn es soviel zu sehen und zu erleben gibt?

Zum Beispiel die alten Stadtmauern entlang wandern, sich darüber streiten, ob der Dongdaemun Design Plaza eher an einen silbernen Blubb erinnert oder an ein außerirdisches Raumschiff, Tempel, Paläste und traditionelle Stadtgebiete erkunden und natürlich auf ausgedehnte Einkaufstouren gehen: in den Vierteln Myong-Dong, Hongdae und rund herum Ewha-Universität (diese Uni ist auf jeden Fall auch wegen ihrer ausgefallenen Architektur einen Besuch wert), in den Märkten und Centern von Dongdaemun und nicht zuletzt – in U-Bahn-Stationen.

Über die „Unterwelt“ der Metro haben wir immer wieder gestaunt, nicht nur in Seoul, andere koreanische Städte standen diesem Phänomen in nichts nach: Von Kunst über kleine Verkaufststände, die Klamotten, Bücher oder Snacks feilbieten, bis hin zu riesigen Einkaufs-Centern, in denen man die besten Schnäppchen findet (dafür kann ich besonders Gangnam oder Jamsil empfehlen). Die Metrostation Jamsil wartet sogar mit einer perfekten Replica des Trevi-Brunnens von Rom auf. Außerdem sind die Stationen verglichen mit Deutschland bemerkenswert sauber.

Die U-Bahn-Stationen fungieren in Korea als Schutzbunker, sollte der „kleine Kim“ im Norden doch mal auf den roten Knopf drücken. Schilder an den Eingängen weisen darauf hin, außerdem haben wir einige explosionsgeschützte Tore gesehen, die sich im Notfall schließen lassen. Diese erinnern immer wieder an die konstante Bedrohung und die tragische, nach Jahrzehnten noch immer andauernde Trennung des Landes, mit der die Menschen Tag für Tag leben müssen. Die Menschen sind bewundernswert optimistisch, dass dieser Zustand sich irgendwann zum Guten ändern wird. Als Deutsche fällt es mir nicht schwer, mich in sie hineinzuversetzen. Eine der seltsamsten und bewegendsten Momente war sicherlich, von einem Koreaner zur Wiedervereinigung des eigenen Landes beglückwünscht zu werden.

Reisen in Korea ist überaus einfach. Die Menschen sind wahnsinnig hilfsbereit. Wann immer Du auch nur halbwegs verloren aussiehst (zum Beispiel länger als einige Sekunden ratlos auf eine Karte oder dein Handy schaust) wird jemand auf Dich zukommen und Dir Hilfe anbieten. Selbst wenn die Kommunikation auf den Gebrauch von Händen und Füßen begrenzt ist. Als wir beispielsweise an der Metrostation in der Nähe unserer Unterkunft in Seoul ankamen, fragte uns eine ältere Dame (sie war über 60 Jahre alt) wo wir hin wollten. Wir zeigten ihr die Adresse auf Googlemaps in unserem Handy und sie sprintete auf der Stelle los die steile Straße hinauf, winkte uns zu ihr zu folgen. Wir hechelten hinterher wie zwei hoffnungslos überladene Packesel. Sie brachte uns in kürzester Zeit bis fast vor die Haustür unserer Unterkunft. Einige Tage später, wir wanderten gerade die Stadtmauern entlang, bot uns ein Wanderer Kaffee an, einfach so, auf koreanisch (wie praktisch, dass Kaffee auf Koreanisch „Kopi“ heißt, also ziemlich universell-verständlich ist). Er sprach so gut wie kein Englisch, und unser Koreanisch war nicht viel besser, aber wir konnten unsere Herkunft austauschen (er lebt in Incheon), und er konnte uns noch belehren, dass es in großer Hitze besser ist warme Getränke zu sich zu nehmen als kalte. Zumindest glaube ich, dass er uns das erzählte.

Nicht nur die herzliche und offene Art der Koreaner, auch die moderne Technologie, die dort eingesetzt wird, macht Reisen dort zu einem Kinderspiel. Am besten besorgt man sich eine „T-Money-Card“ in einem der typischen asiatischen Supermärkte, zum Beispiel seven eleven oder GS25, die gefühlt an jeder Straßenecke zu finden sind, und lädt sie mit etwas Bargeld auf. Mit dieser Karte kannst Du sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel überall in Korea (Südkorea, natürlich) bezahlen, von der Metro in Großstädten bis zu Bussen auf dem Land. Sogar Taxis soll man damit bezahlen können, was wir allerdings nicht austesteten. Da die „Öffis“ wirklich überall, selbst in der abgelegensten Gegend regelmäßig fahren, sind Taxis eigentlich überflüssig. Ich habe immer gedacht, dass wir hier in Europa bei öffentlichen Verkehrsmitteln ziemlich weit vorne sind, ganz besonders, nachdem wir mit dem Bus durch die USA gereist waren. Verglichen mit Japan und Korea erscheinen die Deutschen Busse und Bahnen mir nun regelrecht antiquiert.

Alles in Allem war Korea ein großartiger Trip. Wir kamen ohne Erwartungen, da wir von dem Land kaum etwas wussten, eigentlich nur ein paar Versatzstücke aus den Nachrichten. Was wir kennenlernten, ist ein wundervolles buntes und aufregendes Land, das nicht nur hypermoderne Technologie zu bieten hat, sondern auch Tradition, Charme, und jahrtausendealte Geschichte und Kultur.

 

Hier einige Impressionen aus Seoul:

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