Dominikanische Republik: Energiepolitik Spezial

Dominikanische Republik: Energiepolitik Spezial

 

Die Arbeit verfolgt mich einfach. Ich kann nicht mehr einfach in Urlaub fahren oder ein fremdes Land bereisen, ohne mich nicht wenigstens ein bißchen mit seinem Energiesystem zu befassen. In der Dominikanischen Republik fiel mir auf, dass Stromzähler grundsätzlich außen an Gebäuden angebracht werden, für jeden Passanten sichtbar. Dies hat mich nachdenklich gemacht, ob diese Gewohnheit auch in Deutschland dazu beitragen könnte, die Herausforderungen der Energiewende zu meistern. Nach meiner Recherche ist sich das angekündigte Verordnungspaket zu intelligenten Zählern und Netzen immer noch nicht über das Entwurfsstadium im Bundeswirtschaftsministerium hinausgekommen, also ist es immer noch möglich, meine Überlegungen hierzu einfließen zu lassen:

 

Soziale Kontrolle zur Steigerung der Energieeffizienz einsetzen

Non-Paper

Energieeffizienz ist bislang die vernachlässigte Säule der Energiewende in Deutschland. Während Politiker und Ministerialbeamte sich in den letzten Monaten ausschließlich auf die Frage konzentrierten, wie erneuerbare Energien besser in unsere Energienetze und –systeme integriert werden können, blieb die Frage, wie wir den Energieverbrauch insgesamt reduzieren, weiter unbeantwortet. Die Umsetzung der Europäischen Energieeffizienzrichtlinie beinhaltet zwar einige vielversprechende Ansätze (zum Beispiel die Verpflichtung aller großen Unternehmen, regelmäßig Energieaudits durchzuführen), allerdings nur im industriellen Bereich. Für private Haushalte fehlen momentan schlicht die Ideen.

Und hier kommt die Verhaltensforschung ins Spiel. Barack Obama und David Cameron zählen zu den ersten Politikern, die das sogenannte „nudging“, grob zu übersetzen mit „anstupsen“, in ihr Regierungshandeln integrieren. Nach diesem Konzept sollen indirekte Empfehlungen das Verhalten von Menschen ändern. Als solches Anstupsen gilt offiziell alles, was die „Auswahlmöglichkeiten die menschliches Verhalten in eine vorhersehbare Richtung ändert ohne Optionen aktiv zu verbieten oder ihre ökonomischen Anreize signifikant zu ändern.“ Üblicherweise wird der Flughafen Amsterdam herangezogen um zu erläutern, wie „nudging“ funktioniert: Dort sollen Bilder von Fliegen in Urinalen den Männern helfen, besser zu zielen. Auch Angela Merkel beschäftigt sich bekanntermaßen bereits mit diesem neuen Politikstil.

Mit simplen Anreizen kann auch das Energieverbrauchsverhalten von Kunden geändert werden. Forschungsprojekte in Deutschland haben ergeben, dass es bereits reicht, dem Kunden seinen Verbrauch sichtbar zu machen, um ihn dazu zu bewegen, bis zu elf Prozent Energie einzusparen. Dies allein wird aber nicht ausreichen, um die ambitionierten Energieeinsparziele aus dem Energiekonzept 2010 der Deutschen Bundesregierung zu erreichen. Dieser Effekt müsste also durch einen weiteren Anreiz verstärkt werden.

Dieser weitere Anreiz könnte darin bestehen, den Energieverbrauch nicht nur für den Konsumenten selbst, sondern auch für dessen Nachbarn sichtbar zu machen. Es ist allgemein bekannt, dass in Nachbarschaften, gerade im ländlichen Raum, die Bewohner soziale Kontrolle übereinander ausüben. Es sollte möglich sein, auch den Energieverbrauch unter diese soziale Kontrolle zu fassen, indem er für alle transparent gemacht wird.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sollte folgende Vorschläge in das Verordnungspaket für intelligente Netze und Zähler aufnehmen:

 

  • Alle Haushalte, die ein intelligentes Messgerät bekommen, sollen diesen außerhalb des Hauses angebracht bekommen.
  • Diese Messgeräte sollen beispielsweise über farbliche Lampen den Energieverbrauch des jeweiligen Haushaltes kategorisieren: Ein grünes Licht bedeute, der Energieverbrauch ist unter dem Durchschnitt, bei gelb liegt er im Mittelfeld, rot warnt vor einem überdurchschnittlich hohem Verbrauch.
  • Nachbarschaften sollten einen Gemeinschaftszähler bekommen, der an prominenter Stelle den Energieverbrauch der gesamten Region kennzeichnet. So würden nicht nur die Haushalte miteinander konkurrieren und sich kontrollieren, sondern auch ganze Nachbarschaften.
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