Offas Lektionen: Was wir aus unserer Niederlage gelernt haben

Offas Lektionen: Was wir aus unserer Niederlage gelernt haben

 

Großbritannien – Anja & Henry: 1 – 0

Nachdem Henry einige Male gestolpert ist und sich dabei nicht nur den Fuß verstaucht, sondern vermutlich auch einen Zeh gebrochen hat (meint er), haben wir das Wandern auf Offas Dyke abgebrochen. Nach sieben Tagen laufen haben wir es fast bis zur Mitte des Weges geschafft, eigentlich keine so schlechte Leistung. Aber wir wollten mehr, und haben unser Ziel, den Weg ganz zu laufen, eindeutig verfehlt. Naja. Nächstes Mal. Oder auch nicht. Wie auch immer, einige Lektionen haben wir gelernt:

 

Lauf in Deinem Tempo und mache Pausen!

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425 über dem Meeresspiegel mag sich nach nicht viel anhören. Aber das ständige auf und ab zwischen den Hügeln ist anstrengend. Wir haben den fatalen Fehler begangen, und die ständigen Aufstiege unterschätzt. Pausen sind wichtig, nicht nur während des Laufens, sondern auch dazwischen. Ich denke, unser größter Fehler war, nicht zwischendurch mal einen Tag Pause einzulegen.

 

In Gesellschaft läuft es sich leichter.

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Offas Dyke ist einer der großen nationalen Wanderwege in Großbritannien, und daher ziemlich beliebt. Wir trafen auf Wanderer aus Deutschland, England, Wales, Kanada, USA, den Niederlanden, einige haben uns eine Weile begleitet. Laufen in Gesellschaft lässt die anstrengenden Strecken viel leichter erscheinen und mehr Spaß als alleine.

 

Camping nur in Maßen.

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Glaubt mir, nach einem anstrengenen Tag voller Aufs und Abs willst Du ein richtiges Bett. Und eine Dusche, aus der das warme Wasser länger als drei Minuten läuft. Camping ist zwar praktisch, um das Budget zu schonen, da die Bed&Breakfasts ziemlich teuer werden, und Hostels und Schlafbaracken schnell ausgebucht sind, insbesondere in der Hauptsaison (siehe unten). Aber es sollte die Ausnahme bleiben, damit es insgesamt nicht zu spartanisch wird. Es sei denn, Du bist Vollblut-Camper. Dann vergiss diesen Punkt.

 

Vermeide die Hauptsaison – wenn das nicht geht, buche im voraus.

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Wie gesagt, ist der Wanderweg ziemlich beliebt. Besonders in den Sommermonaten. Außerdem führt der Weg nach einer Weile in ziemlich abgelegene Gegenden, in denen Unterkünfte rar sind und/oder weit ab vom Pfad liegen. So ziemlich alle Leute, die wir unterwegs getroffen haben, hatten vorab Unterkünfte gebucht. Teilweise wurden sie vom Weg abgeholt, wenn ihr gebuchtes Bed&Breakfast weiter ab vom Weg lag. Teilweise haben sie auch das Gepäck vorweg schicken lassen (was ich allerdings als Schummeln sehe…)

Wir haben immer erst vor Ort nach einem Bett für die Nacht gesucht. Was auch nie wirklich ein Problem war, und zur Not hatten wir ja ein Zelt dabei, Zeltplätze gab es so gut wie überall. Was wir aber versuchten, zu vermeiden, so gut es geht (siehe oben). Nach Knighton führt der Weg aber für eine ziemlich lange Strecke durch keine nennenswerte Siedlung mehr, so dass es ohne vorab gebuchte Unterkunft nicht ohne weiteres weiterginge. Worauf wir nicht wirklich Lust hatten.

 

Bereite Dich auf Hindernisse vor.

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Der Offas Dyke Weg führt durch eine ganze Reihe landwirschaftlich genutzter Felder. Meistes sind es Weiden für Pferde, Kühe oder Schafe. Hauptsächlich Schafe, Wales muss mehr Schafe als menschliche Einwohner haben. Wie auch immer, das bedeutet, dass Du durch unzählige Tore gehst und über noch mehr Zaunübertritte kletterst. Außerdem wirst Du im Slalom um jede Menge tierischer Tretminen auf den Weiden laufen. Gelegentlich musst Du ein paar Tiere verscheuchen, die es sich ausgerechnet vor dem Tor, durch das Du musst, eingerichtet haben.

Traue keinem Wanderführer.

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Ich gebe keinen Pfennig mehr auf die Infos aus dem Wanderführer. Die Autoren dieser Bücher sind echte Scherzkekse. Unser Buch warnte uns beispielsweise eindringlich, den Weg nach Hay-on-wye über die Black Mountains in einem Stück zurückzulegen. Gerade bei schlechtem Wetter solle dies gut überlegt sein und sollte das Wetter umschlagen, während man auf dem Bergkamm unterwegs ist, solle man nach Longtown oder Llanthony hinabsteigen. Der Wirt im Old Pandy Inn dagegen gab uns den Tipp, genau dieses auf keinen Fall zu tun. Der Aufstieg sei es einfach nicht Wert. Auch bei schlechtem Wetter sei man viel besser dran, einfach weiterzulaufen, man sei schneller in Hay als in einem der beiden Orte. Und der Abstieg nach Hay sei relativ sanft und einfach.

Zwei Tage später beschrieb unser Wanderführer den Weg von Kington nach Knighton als relativ leicht – hügelig aber nicht übertrieben steil. Das sahen wir definitiv anders, nachdem wir drei gefühlt steilere Aufstiege als in den Black Mountains hinter uns gebracht hatten. Die Bücher mögen vielleicht ganz praktisch sein, wenn es um Unterkünfte geht, aber darüber hinaus traue ich ihnen nicht mehr über den Weg.

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